Eingefahrene Verhaltensmuster können uns Unternehmer/innen viel Zeit und im Extremfall sogar Geld kosten.

Sie bilden eine spezielle Kategorie von Zeitdieben.  Es sind „Verhaltens-Automatismen“. Sie laufen scheinbar „von alleine“ ab und entziehen sich offensichtlich unserer Kontrolle. Daher brauchen wir besondere Aufmerksamkeit, um sie aufzulösen.

Zeitraubende Verhaltensmuster auflösen

Foto: johnhain | pixabay.com

Ein Beispiel:
In einem Gespräch mit einem Auftraggeber haben Sie einer weiteren Änderung eines Projektes reflexartig zugestimmt – obwohl ein Festpreis vereinbart ist. Nun ärgern Sie sich, weil Sie zusätzliche Zeit aufwenden müssen, die nicht bezahlt wird. Und Sie stellen fest, dass Sie – trotz aller guten Vorsätze – wieder einem alten Verhaltensmuster erlegen sind. Sie haben einfach „ja“ gesagt, obwohl verhandeln angesagt gewesen wäre.

Weitere Beispiele dieser Art sind:

  • Wir sitzen spätabends und todmüde an einer Arbeit, die wir mit Gewalt fertig bekommen wollen. Dabei wissen wir genau, dass es ausgeschlafen am nächsten Morgen doppelt so schnell erledigt wäre
  • Wir sagen Termine zu, obwohl wir genau wissen, dass sie nur zu halten sind, wenn absolut alles glatt geht – und das ist sehr unwahrscheinlich
  • Wir erledigen immer wieder zu viele Dinge gleichzeitig und machen dadurch vermehrt Fehler
  • Wir wehren Kritik sofort ab oder verteidigen uns statt hinzuhören, was darin Hilfreiches für uns enthalten sein könnte
  • Wir reagieren unüberlegt oder aufbrausend, wenn die Dinge nicht nach unseren Vorstellungen laufen

Was steckt hinter diesen automatisierten Verhaltensmustern?

Fast jeder von uns hat bestimmte Verhaltensmuster, bei denen er scheinbar  „aus seiner Haut nicht herauskann“, obwohl der Kopf etwas anderes rät.

Dies sind meistens früh erlernte Verhaltensmuster aus unserer Kindheit und Jugend. Damals hatten sie ihre  Berechtigung. Sie waren in bestimmten Situationen vielleicht das einzig mögliche Verhalten für uns als Kinder oder Heranwachsende. Im Laufe der Jahre haben Sie sich zu Automatismen entwickelt.

Heute kosten uns solche „überholten“ Verhaltensmuster viel Zeit und teilweise sogar Geld. Weil wir z.B. nicht in der Lage sind, mit Kritik souverän umzugehen, kann die Zusammenarbeit mit Kunden oder Geschäftspartnern mühsam werden. Die Arbeitsbeziehung, evtl. sogar die persönliche Beziehung, wird belastet. Dies kann sogar dazu führen, dass wir Kunden verlieren. Auf alle Fälle müssen wir Zeit investieren, verärgerte Personen wieder „einzufangen“ und die persönliche Basis wieder herzustellen.


Es gibt Diebe, die nicht bestraft werden und einem doch das Kostbarste stehlen: die Zeit.
Napoleon Bonaparte


Wie funktioniert der Mechanismus von Verhaltens-Automatismen?

Lassen Sie mich dies an einem Beispiel erklären:
Es gibt Menschen, die nach einen kleinen Auto-Unfall mit Blechschaden unversehrt aussteigen und so wütend auf sich und den anderen sind, dass sie ausfällig werden und den Unfallgegner beschimpfen.

Andere Menschen steigen unversehrt aus, freuen sich, dass alle Personen unverletzt sind und regeln sachlich oder sogar freundlich alles Notwendige mit dem Unfallgegner.

Was bewirkt den Unterschied?

Das Ereignis ist das gleiche: Beide haben einen kleinen Unfall mit verbeultem Blech.

Im ersten Beispiel denkt der Mensch: „Ich Trottel, warum habe ich nicht eher gebremst. Der blöde Hund hätte aber auch besser aufpassen können.“  Daraus resultieren das Gefühl der Wut und die Handlung, den Unfallgegner zu beschimpfen.

Im zweiten Beispiel denkt der Mensch: „Gott sei Dank! Nur Blechschaden, keiner ist verletzt!“ Daraus resultieren ein Gefühl von Erleichterung und die Handlung, sachlich alles Nötige zu regeln.

Den Unterschied machen also jeweils die Gedanken der beiden Personen in der gleichen Situation. Der Unfall ist nur ein äußerer Anlass. Dieser löst scheinbar unser Verhalten aus. Tatsächlich entscheidend für unser Verhalten sind aber unsere eigenen Gedanken und die dadurch ausgelösten Gefühle.

Der „Hebel“ für die Veränderung Ihres Verhaltens sind also Ihre eigenen Gedanken!

Wie können wir uns von solchen „überholten“ Verhaltensmustern befreien?

Durch das nachfolgend beschriebene Vorgehen werden Sie einen Weg finden, sich anders zu verhalten.

Dafür brauchen Sie Stift, Papier und etwas Zeit, in der Sie ungestört sind, um diese 3 Schritte zu machen.

Schritt 1: Wie sieht Ihr „veraltetes“ Verhaltensmuster genau aus?

Wählen Sie eine typische Situation aus, in der Sie sich mit einem ungünstigen Verhaltens-Automatismus immer wieder selbst ein Bein stellen. Erforschen Sie Ihr typisches Verhalten mit einem wohlwollenden Blick auf sich selbst. Den „inneren Kritiker“ mit seinen Vorwürfen schicken Sie so lange in die Pause.

  • Schreiben Sie genau auf, wie Sie sich verhalten und was Sie sagen. Was würde eine Kamera festhalten? Oder erklären Sie mir, was ich tun müsste, um mich genauso wie Sie zu verhalten.
  • Was verändert sich vielleicht an Ihrer Körperhaltung, Gestik, Mimik, Stimme. Zugegeben, es ist nicht einfach, dies bei sich selbst zu beobachten und mit etwas Übung dennoch möglich. Sie können natürlich auch eine Vertrauensperson, die Sie in dieser Situation erlebt hat, nach deren Beobachtungen fragen.
  • Welche Gefühle oder Veränderung Ihrer Gefühle können Sie bei sich selbst in dieser Situation registrieren?

Schritt 2: Wodurch wird Ihre Reaktion ausgelöst?

Was ist auf den ersten Blick der scheinbare Auslöser im Außen?

  • Was muss passieren, jemand tun oder sagen, damit Sie sich so verhalten, wie gerade beschrieben?
  • Gibt es „Code-Wörter“, auf die Sie anspringen?

Tatsächlich sind Ihre Gedanken und die dadurch ausgelösten Gefühle der wahre innere Auslöser für Ihren Verhaltens-Automatismus, wie das Beispiel mit dem Blechschaden gezeigt hat. Häufig sind es abwertende Gedanken über sich selbst oder die anderen Beteiligten.

  • Was denken Sie direkt bevor ihr Verhaltensmuster „automatisch“ abläuft?
  • Was sagen Sie innerlich zu sich selbst oder über andere beteiligte Personen?

Die Herausforderung besteht darin, diese blitzschnell ablaufende Kette von Gedanken, Gefühlen und automatischer Handlung, bewusst wahrzunehmen.


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Schritt 3: Inneres Warnsignal etablieren

Um solch ein festgefahrenes Verhaltensmuster zu verändern, brauchen Sie als erstes Sensibilität für den Beginn des Automatismus:

  • Woran können Sie feststellen, dass „es“ losgeht?
  • Welche Gedanken haben Sie genau in diesem Moment?
  • Welches Körpergefühl macht sich vielleicht bei Ihnen bemerkbar?
  • Ballen Sie die Fäuste oder ziehen Sie die Schultern hoch?
  • Machen Sie sich besonders gerade oder sacken Sie zusammen?
  • Spüren Sie ein Kribbeln im Nacken oder eine andere körperliche Reaktion?

Seien Sie aufmerksam und forschen Sie genau nach, was ein Zeichen für den Beginn sein könnte. Am Anfang geht dies vermutlich nur nachträglich, wenn die Situation vorüber ist.

Wenn Sie solch ein Warnsignal gefunden haben, beginnen Sie damit, es in den fraglichen Situationen bewusst zu registrieren. So sensibilisieren Sie sich für diese Art der Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung. Ihr Verhalten zu verändern ist erst der übernächste Schritt. Vorher kommt das Innehalten und Stoppen des Automatismus.

Schritt 4: Innehalten und den weiteren Ablauf des Verhaltensmusters stoppen

Nachdem Sie eine Weile trainiert haben, Ihr Warnsignal bewusst wahrzunehmen, kommt der nächste Schritt. Sie überlegen sich eine kleine Aktion, die Sie ausführen, um den Verhaltens-Automatismus zu stoppen.

Der Moment, in dem der Automatismus startet, gleicht dem Moment auf einer Rutsche: Sie drohen zu rutschen, wollen es aber nicht. Wie können Sie Ihre Rutschpartie stoppen? Dies kann alles Mögliche sein:

  • Ihre Körperhaltung verändern
  • aufstehen
  • hinsetzen
  • Ihre Tätigkeit unterbrechen
  • Ihre Hände reiben
  • sich zwicken
  • die Brille absetzen
  • die Schultern leicht anspannen und wieder loslassen
  • aus der Situation herausgehen
  • pfeifen
  • einige Töne summen

Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Diese Aktion muss nicht vernünftig oder logisch, sondern wirksam sein! Und natürlich so gewählt, dass Sie sich trauen, diese im Beisein anderer anzuwenden.

Mit dem Stoppen Ihres Automatismus haben Sie die Chance, Ihren Kopf einzuschalten und sich bewusst anders zu verhalten!

Schritt 5: Alternatives Verhalten etablieren

Überlegen Sie, wie Sie sich in der bearbeiteten Situation stattdessen verhalten wollen. Schreiben Sie auf, welche positiv formulierten Gedanken Sie bei diesem Verhalten unterstützen können.

Dann entwerfen Sie innerlich einen Film Ihres neuen Verhaltens in dieser Situation:
Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihr Warnsignal bemerken, innehalten, die kleine „Stopp-Aktion“ durchführen und sich – wie gerade beschrieben – anders als bisher verhalten.

Für Ihr Gehirn ist es genau das Gleiche, als würde dies real ablaufen. Dieser innere Film hilft Ihnen, sich in der realen Situation wie gewünscht zu verhalten, das Sie es gedanklich üben. Dies ist ein typisches Mentaltraining, wie es im Sport und im Beruf häufig genutzt wird, um Neues zu lernen und zu verankern.

Und haben Sie Geduld mit sich selbst! Jahrzehntealte automatische Reaktionen
zu verändern braucht Zeit. Das Gehirn muss eine alte „Daten-Autobahn“ auflösen und für das neue Verhalten Neuronen neu verknüpfen.

Falls Sie eine Runde im alten Muster drehen, seien Sie nachsichtig mit sich! Machen Sie sich möglichst zeitnah genau von dieser Situation einen inneren Film mit dem gewünschten neuen Verhalten. Dann fällt es bei der nächsten Gelegenheit schon leichter. Und bleiben Sie dran!

Mit herzlichen Grüßen und
einem fröhlichen „Auf zu neuen Ufern!“
Ihre
Maren Kaiser

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